Friedhofsentdeckungen

Grünlich angelaufener Friedhofsengel

Aufgrund einer Beisetzung war ich heute vormittag seit langem mal wieder auf dem Hauptfriedhof hier in Hanau.
Die Trauergemeinde war recht übersichtlich – so 20 Personen.
Die Rede des Pfarrers war… ich denke, in Ordnung. Auch wenn er mir da was zum Grübeln gegeben hat.
Gestorben ist mein Vermieter – und da ich heute frei habe, bin ich dann halt auch mal mit zur Beisetzung – auch wenn ich meiner Vermieterin für das anschliessende Beisammensein abgesagt habe.
Hauptsache, wenigstens bei der Beisetzung mit dabei zu sein.

Grabstätte auf der steht: Am Grabe meiner Gattin Petronella Wilhelmina einer geborenen Müllern, errichtet von Johann Friedrich Deines ANNO 1800

Und natürlich habe ich auf dem Weg zum Grab dann meine Augen schweifen lassen und auch ein paar interessante Motive entdeckt – welche ich einfach mal festhalten musste.
Angefangen mit dem hier letzten Foto, von dem ich denke, das dies auch als ein Symbolfoto herhalten könnte…

Grabstein mit Kreuz auf dem steht: Rebecka Kappel, geb. Jakob Erstes Grab auf diesem Friedhof, davor ein Gedenkstein: Erste Grabstätte 25. Juni 1846Gruft / Grabstätte in Form einer kleinen steinernen Kapelle

In einem Abfallbehälter mit der Aufschrift "Sonstige Abfälle" liegt ein hölzernes Grabkreuz ohne Beschriftung

Abschied

Heute war die Beisetzung meines Opas.

Deswegen möchte ich kurz zwei Sachen erzählen, die mir zu ihm in den letzten Tagen eingefallen sind:

Vorletzte Nacht habe ich geträumt. Wofür Nächte ja da sind. Es sei denn, man ist Tagträumer – aber ich schweife schon wieder ab. Also: Ich habe geträumt.
Und zwar war der Ort des Traumes wahrscheinlich meine erste Wohnung – zumindest hat sie mich daran erinnert. Meine eine Tante war da und ich habe mit ihr darüber diskutiert, warum Drachenechse demnächst das geplante Rollenspiel so organisiert, wie sie es tut.
Dabei war auch mein Opa, der dann auch seinen Kommentar dazu abgegeben hat. Und ich habe ihn gesehen: er sah viel jünger aus als lange, und er klang so wie immer…
Da bin ich aufgewacht, und habe mich gefreut, dass es ihm jetzt gut geht. Und das ich ihn immer bei mir haben werde.
Ich denke, dass wollte dieser Traum mir zeigen.

Und als zweites noch etwas, auf das ich heute auf der Fahrt zur Kirche nachgedacht habe:
Mein Opa war nie ein Kirchgänger. Sein Argument dafür, warum er nicht in die Kirche geht, war, dass sein Platz immer vom Pfarrer besetzt ist.
Und nun auf der Fahrt zur Kirche dachte ich mir, dass mein Opa aber dieses Mal in die Kirche muss, und er da nicht darum herumkommt.

Die Kirche und der Gottesdienst selbst war katholisch – und mir ist wieder klargeworden, wie froh ich bin, dass meine Mutter bei der Hochzeit mit meinem Vater-vor-Ort von Katholisch auf Evangelisch gewechselt ist. Und ich mit dazu. Denn irgendwie liegt mir das nicht.
Aber darum geht es jetzt ja nicht. Vielmehr geht es darum:

Nach dem Gottesdienst sind wir zum Friedhof gelaufen. Und dort in der Aussegnungshalle habe ich festgestellt, dass mein Opa in seiner Urne ja da steht. Ich hatte mich vielleicht etwas gewundert, wo er in der Kirche sein mochte… so war das auch geklärt. Er war die ganze Zeit in der Aussegnungshalle.

Und ich musste denken, was für ein Schlitzohr mein Opa doch ist. Sogar um seinen letzten Kirchbesuch hat er sich gedrückt. Und dieser Gedanke hat mich innerlich ziemlich erheitert.

Jetzt bleibt mir also nur „Lebe wohl.“ zu sagen.
Obwohl… nein, ich habe ja gerade vorhin gesagt, dass ich ihn immer bei mir haben werde. Also ist vielleicht ein „Bis bald.“ besser.