Kurz als Einführungs-Erklärung: RPG steht für Role Playing Game, womit Rollenspiel gemeint ist. Und zwar nicht das, welches manche vielleicht mal im Privaten zu Hause im Schlafzimmer oder sonst wo veranstalten, sondern das Schlüpfen in andere Charaktere (Chars), um mit diesen und anderen Mitspielern, die das ebenso machen, Abenteuer zu bestehen.
Gut – hätte natürlich auch ROLLENSPIEL hinschreiben können, doch ich denke, mit RPG wissen inzwischen viele, was damit gemeint ist. ;o)
Dann kann ich jetzt ja anfangen.
Wir haben letzten Sonntag wieder geFATEt.
Die zweite Sitzung eines Abenteuers im FATE-Rollenspielversum.
Drachenechses erste Schritte als Spielleiter.
Ich muss sagen: sie macht das nicht schlecht. Vor allem auch mit Hintergrund-Atmo – und vorbereiteten Skizzen und Zeichnungen. Und da finde ich es gut, wie sie das mit diesen Skizzen und unserer 5ten Frau gehandhabt hat.
Unser erstes Treffen hatten wir Pfingsten. Und Drachenechse hat für ihre ersten Spielleiterschritte tatsächlich 5 Mitspieler zusammengefunden. Davon war eine der Besuch aus der Stadt der Stadtmusikanten. Bei der zweiten Sitzung jetzt hat sich unsere Zur-Zeit-Bremerin via Skype zugeschaltet.
Dafür mal ein Dank an die modernen Kommunikationsmöglichkeiten. ^^
Und Drachenechse hat dann die entsprechend anfallenden Skizzen nebenbei via Skype auch nach Bremen gebeamt, so dass unsere 5te Frau sich auch die entsprechenden Skizzen ansehen konnte. Ohne dass wir sie immer vor die Kamera am Laptop halten mussten. Auch die Atmo hat sie ihr zugebeamt.
Das finde ich wirklich klasse.
Wenn ich jedoch so über das System FATE nachdenke, bin ich nicht sicher, ob wir die Möglichkeiten voll ausschöpfen. Da ist sicherlich noch mehr drinnen. Doch so weit geht es voran.
Nach dem ersten Treffen war ich von meinem Charakter nicht so begeistert, nicht wirklich zufrieden.
Unser Spiel hat ein Setting nach der atomaren Apokalypse. Es gibt Mutationen und Mutanten – auch wenn nur Fuchs eine Mutant(in ?) spielt.
Das Leben ist nicht so einfach und fördert eigentlich das Schaffen von Charakteren mit abenteuer-förderlichen Attributen: Mutanten, Abenteurer/Bodyguards/Schatzjäger, Puffmutter, Obdachlose…
Und was mache ich? Ich entwerfe einen Uhrmachermeister, der sein Handwerk vom Vater abgeguckt hat. Mit eigener Werkstatt und Wohnraum – spezialisiert auf Taschenuhren. Eigentlich der totale Anti-Abenteuer-Char.
Und warum?
Um mal einen „etwas anderen“ Char zu machen, der etwas kann, was sich vielleicht anwenden lässt. Dumm nur, dass er vom richtigen abenteuerlichen Leben außerhalb seiner Werkstatt nicht viel weiß.
Entsprechend stand ich am ersten Spielabend hauptsächlich etwas dumm rum, während alle anderen sich bereits auf für sie durchaus üblichen Zoff eingestellt und bereitgemacht haben.
Beim zweiten Abend fand ich es dagegen recht erheiternd, die Aufregung nicht zu verstehen, die die anderen erfasst hat, als wir ein paar Ratten im Tunnel gehört haben. Sobald die anderen in Kampfmodus gehen, tue ich das dann zwar auch, ohne jedoch die Aufregung des Warums zu verstehen.
(Ok – die Ratten hatten dann zwar etwa Hundegröße – und ich meine damit nicht die von einem Pekinesen, sondern eher so Schäferhund… doch in den Augen meines Chars waren es doch nur Ratten.)
Einfach, weil ich damit noch nie etwas zu tun hatte, spielcharaktermässig.
Mal sehen, wie und wohin er sich noch entwickeln wird.
Über die Entwicklung eines Charakters habe ich mir in meiner Rollenspiel-Anfangszeit keine Gedanken gemacht. Damals, vor über 30 Jahren, hätte man am liebsten natürlich die eierlegende Wollmilchsau als Charakter gehabt. Alle Werte mit den höchsten Würfelergebnissen, die möglich sind.
Hintergrundgeschichte?
Unwichtig.
Wo kommen sie her? Wo sollen sie hin?
Wen interessiert’s.
Wichtig war nur der Archetyp, damals bei DSA1: Abenteurer, Magier, Krieger, Zwerg, Elf oder Halbelf.
Alles andere? Egal.
Das hat sich dann so langsam mit den Anfängen von DSA2 geändert. Mit dieser Version wurde das Talentsystem eingeführt. Und damit auch negative Charaktereigenschaften wie Goldgier, oder Höhen- oder Totenangst.
So wurde der Anreiz größer, Figuren mit Hintergrund zu schaffen. Auch, wenn ich seitdem bisher nie wieder DSA gespielt habe. Nur einmal bei einem Con. Stattdessen wurde mit einer Gruppe eine Zeitlang Shadowrun gespielt, wo ich mir auch ein wenig Gedanken über meinen Charakter gemacht habe. Und in einer anderen Gruppe konnte ich damals AD&D mitspielen – mit einem ursprünglichen NSC. Da musste ich mir keine Gedanken über Hintergrund machen. ;o)
In einem RP-Forum in einem der sozialen Netzwerke – ich denke, es war wohl StudiVZ – wurde sich mal über die einfallsloseste Standardhintergrundidee von Charakteren lustig gemacht. Diese da lautet:
Vater: Tot
Mutter: Tot
Geschwister: Tot
Haustiere: Tot
Heimatdorf: Tot!
ALLE TOT!!!
Nur der Charakter lebt noch.
Dieser Hintergrund „Alle aus der Familie tot, nur ich nicht.“ ist wirklich häufiger anzutreffen (gewesen?). Ein Fan von so einem Hintergrund bin + war ich nie.
Den meisten Hintergrund habe ich mir zu zwei Charakteren von einem Online-Rollenspiel auf Ultima Online-Basis überlegt.
Das war einmal ein Bogenschütze, der kein Bauer bleiben wollte bei seiner Familie. Dann hat sich noch seine Angebetete für den Sohn des Schmieds entschieden, einfach aus dem Grund, weil als Frau eines Schmiedes ein besseres Leben zu erwarten war als sie es als die Frau eines Bauern oder Bogenschützen/Jägers gehabt hätte haben würde. Oder so. Das hat ihm auf jeden Fall den Rest gegeben und so ist er in die Welt gezogen, um sein Glück und Gold zu machen. Und um zu beweisen, dass man sehr wohl als Schütze reich werden kann.
Mit diesem Charakter, Vandalore, habe ich eine ganze Zeit gespielt. Zumindest so lange, dass er schon einiges an Gold an seine Familie schicken konnte. Und lange genug, dass er im Spiel eine Beziehung eingegangen ist – mit einer Bäuerin.
So sehr konnte er sich dann doch nicht von seinen Wurzeln lösen. ;o)
Mein zweiter Charakter in diesem Rollenspiel hat auch einen ganz eigenen Hintergrund bekommen.
Man konnte sich zu dem Zeitpunkt meiner Bewerbung auf diesem Rollenspiel-Shard als Heiler bewerben. Außerdem bestand die Möglichkeit, dunkler Adliger zu werden – also adliger Anhänger des „bösen“ Gottes.
Ich habe da beides kombiniert, und mich als dunkler Adliger beworben – Aalerich von Weissenstein – der seinen älteren Bruder getötet hat, weil der ein Anhänger des guten Gottes war. Na gut… natürlich auch ein wenig, um den Titel und alles zu erben, was man halt als Zweitgeborener nicht bekommen hätte.
Meine Bewerbung für die Heilerklasse mit diesem Charakter sah so aus, dass Aalerich fasziniert vom Giftmischen war. Schließlich ist ein Giftmischer nichts anderes als ein Heiler – nur mit umgekehrten Interessen.
Das waren meine ersten beide Charaktere mit richtig ausgefeiltem Hintergrund.
Auch für mein erstes LARP (Life Action Role Play – Liverollenspiel) habe ich für mich eine Seite für einen Char entwickelt/geschrieben, die mir so ganz gut gefallen hat. Allerdings konnte ich ihn dann während des LAPRs nicht so ausspielen, wie er mir aus den Fingern geflossen ist. Weil er so wenig ICH war. Dabei macht man doch auch Rollenspiel, um jemand anderes zu sein.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich das wirklich kann.
Halt zum Beispiel als eher selbst introvertiert einen total extrovertierten Charakter zu spielen – oder umgekehrt. Das auf-den-Putz-hauen mach ich selbst eher ungern – das schlägt sich auch beim Spiel mit meinen Charakteren nieder, fürchte ich.
Nun ja…
Noch einmal zu FATE und meinem Uhrmacher:
Ich hatte nach dem ersten Spiel zu Hause das Gefühl, dass ich einfach schlecht war.
Als Rollenspieler.
Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Solange ich für die anderen kein Klotz am Bein bin, besteht ja noch Hoffnung.
Und noch was zu LARP…
Dieses Jahr hat es nicht geklappt – doch wenn Drachenechse + Fuchs Spaß haben + nächstes Jahr nochmal/wieder mitmachen wollen bei einem… vielleicht klappt es ja dann auch bei mir mit dem Teilnehmen als NSC.
Dann muss ich mir selber schon mal keinen Gedanken über meinen Charakter machen.
Das dürfen dann andere.
Auch ein Vorteil.
;o)

PS: So, Drachenechse – wie du hier sehen kannst, habe ich mir den 7te See jetzt auch besorgt. Jetzt kann ich mir das mal in Ruhe ansehen – vielleicht wäre das ja dann auch mal was zum Spielen – und vielleicht wieder Anleiten…
PPS: Ich habe in den Tiefen des Netzes und des Alathair-Forums tatsächlich noch Geschichten von meinen beiden Charakteren Vandalore und Aalerich gefunden. Diese sind teilweise Vorgeschichte, öfter Berichte über aktuelle Spielgeschehen. Nur entsprechend als Erzählungen geschrieben.
Wer sich so etwas mal ansehen/lesen will:
http://forum.alathair.de/viewtopic.php?t=29364 – Das ist Aalerichs Geschichte.
http://forum.alathair.de/viewtopic.php?t=34088 – Ein Teil von Vandalore.
http://forum.alathair.de/viewtopic.php?p=217574#217574 – und nochmal Vandalore
Lang lang ist’s her… Hach ja… (2007 + 2008)!