Der Perspektivensucher – und meine Rolle dafür

Ich hatte ja bereits vor über einem Jahr mal einen Beitrag verfasst über

Gedanken zu „Wie tarne ich einen Fotografen beim LARP“

Ich habe diesen Gedanken weiterverfolgt und möchte jetzt berichten, wie es gelaufen ist – und wie ich meinen Perspektivensucher nun gebaut habe.

Als erstes: Hatte ich ursprünglich an eine „richtige“ Kamera gedacht, hat sich mein Gedankengang nach meinem Urlaub letztes Jahr ein wenig geändert.
Weil die Fotos letztes Jahr im Urlaub von/mit ihm echt gut geworden sind, habe ich nun letztendlich die Fotos mit meinem Communicator gemacht. Dieser befand sich auf einem Selfie-Stick und in einer Art Kasten, so dass er selber nicht zu sehen war.

Ich habe tatsächlich – dann doch endlich Mal – Anfang April angefangen, meinen Gedanken umzusetzen. Nämlich, mir aus einem festen Karton eine Art Gehäuse zu formen, in das mein Communicator passen sollte. Nach einem ersten Fehlversuch (weil zu schmal) habe ich mich dann für eine Breite von 15 cm entschieden, mit einer Höhe und Tiefe von 14 cm. Hinten war offen und vorne hatte ich ein Loch geschnitten, welches groß genug für meine Communicator-Linsen war. Gehalten habe ich diesen Fotoersatz mit einem Selfie-Stick, den ich durch den Boden des Kastens gebohrt habe.

Beim ersten Präsentieren dieser Konstruktion war diese noch recht wackelig. Stabilisiert habe ich sie dann später bei einem weiteren Basteltermin. Da habe ich den Kasten außen verstärkt und mit Papier verkleidet. Später habe ich noch im Innenbereich des Kartons die Teile fixiert und verstärkt, die dafür sorgten, dass mein Communicator nicht herumwackelt. Zum Schluss bekam dieser Kasten noch eine bunte Bemalung, um das verklebte Zeitungspapier zu tarnen.

Muss jetzt mal sehen, was ich an Fotos von der ganzen Konstruktion habe.

Funktioniert hat die ganze Sache jetzt so:

Ich habe meinen Perspektivensucher in meiner Rolle ständig in der linken Hand getragen, so dass ich die offene Seite nach Möglichkeit ver- oder abgedeckt habe.

Darinnen steckte mein Communicator auf dem Selfie-Stick; die ganze Zeit im Foto-Modus und den Ruhezustand abgeschaltet. Denn um ihn aus dem Ruhezustand wieder zu „wecken“, hätte ich ja in den Kasten greifen müssen. So war er fast sofort einsatzbereit. Gekoppelt war er via Bluetooth mit dem Stick. So konnte ich relativ unauffällig durch Drücken auf den Selfie-Stick-Auslöser neue „Perspektiven suchen“. ;o)

Natürlich sind am Freitagabend nicht alle Perspektiven gelungen. Da der Blitz ausgeschaltet war, sind einige etwas unscharf und verwackelt. Doch für den Samstagmorgen hat es dann ganz gut geklappt.
Noch was zum Technischen:
Dadurch, das der Communicator durchgängig an war, hat er auch entsprechend Energie geschluckt. Ich glaube, ich bin so mit 65% Energie am Freitagabend ins Spiel gegangen. Als ich ihn dann kurz vor 0 Uhr ausgemacht habe, war er bei 2%!
Nochmal Glück gehabt. ;o)

Jetzt was zu meiner dazugehörigen Rolle:

Mein Charakter war ein Maler mit dem Künstlernamen Bernhardee vom Pfeifengrund. Ich habe im Vorfeld einige meiner Fotos von Island letztes Jahr mit der App „Paper Artist“ zu Gemäldevarianten „verarbeitet“, und von diesen Varianten dann ein paar auf Leinwand drucken lassen. Da ich zu Weihnachten eh Fotosachen verschenkt habe (Kalender) und mir was habe drucken lassen, war die Idee mit den Leinwänden naheliegend. Zumal es da noch Rabatte drauf gab. ;o)

Der erste Versuch war mir vom Ergebnis allerdings zu dunkel, weswegen ich nochmal drei andere Motive drucken ließ. Die waren soweit auch in Ordnung, dass ich „als Künstler“ mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte – weswegen ich sie auch beim Larp dabeihatte. Letztendlich waren sie in der Taverne zu besichtigen. Eine Woche vorher habe ich auch noch mein Zeichen darauf gemalt. So konnte ich mit Fug und Recht sagen: Diese Werke sind von mir. Sie waren auch der Aufhänger für meine Anwesenheit, denn meine Legende war, dass der Herzog meine Arbeit gesehen hatte, gut fand und mich deshalb als Maler für die Feierlichkeiten engagiert und eingeladen hat. Auf meinen Perspektivensucher angesprochen, was tatsächlich mehrmals geschah: „Was ist das für ein wunderlicher Apparat in Eurer Hand?“, konnte ich dann erklären, dass dies mein Perspektivensucher sei. Denn bei dem ganzen Ummichher hätte ich einfach zu viel Auswahl an Motiven und ich könnte mich dann nicht entscheiden. Dafür habe ich diesen Perspektivensucher gebaut. Ich schaue dann hindurch, blende die Umwelt soweit aus – und kann sehen, ob dies eine gute Perspektive für ein Gemälde ist.

Auf die Farben auf dem Kasten angesprochen und gefragt, war meine Begründung, dass durch die bunten Farben auf dem Perspektivensucher ich innen die Farben besser wahrnehmen kann. Künstler halt. :oD

Alle waren mit meinen Erklärungen und Ausführungen völlig einverstanden und ich konnte abends in der Taverne dann auch schon einige Perspektiven suchen. Aber ich bin halt anspruchsvoll – die eine Richtige war da nirgends dabei.

Ich muss sagen, dieser Charakter war irgendwie eine völlig neue Erfahrung für mich.

Bei meinen 2-3 Larperfahrungen bisher, habe ich immer feststellen dürfen, dass ich die Zähne kaum auseinander bekam.

Mein erster Char hat mir vom Hintergrund schreiben eine Menge Spaß gemacht. So sehr, dass ich über ihn vielleicht auch nochmal irgendwann was schreiben werde. Aber: Ich konnte ihn nicht spielen.

Wie gesagt, bisher war ich nie so der gesprächige Char. Doch mit dem Maler… Noch nie habe ich bei einem Larp so viel geredet wie mit ihm. Und es fiel mir auch noch nie so leicht. Ich war irgendwie selbst überrascht. Sicherlich auch geholfen hat, dass es wirklich was von mir zum Ansehen gab. Da wurde dann auch schon mal über diese Gemälde gesprochen und diskutiert.
So wurde meine Schwachstelle auch bemerkt und erkannt. Nämlich, dass ich bisher nur Landschaften gemalt hatte und mit Menschen keine Malerfahrungen habe. Doch war ich sicher, dass da der Unterschied nicht so groß sein kann und wird. :oD

Samstags morgens habe ich dann tatsächlich eine Zeitlang eine Staffelei mit Leinwand mit mir herumgetragen. Später habe ich diese dann vorerst in der Taverne gelassen.

Mein erstes Fazit von der Idee bis zur Verwirklichung und Ausführung:
Es hat erstaunlich gut funktioniert. Doch es gibt noch Platz für Verbesserungen und Änderungen.

1) Das Energieproblem.

Ist nicht wirklich eines, denn im Kasten wäre theoretisch noch Platz für eine Powerbank. Die könnte man locker noch auf dem Boden des Kästchens befestigen. Wahrscheinlich wäre das Schwierigste, den Stecker noch in den Communicator gesteckt zu bekommen. Ansonsten baut mensch halt einen entsprechend vergrößerten Perspektivensucher.

2) Eine richtige Kamera.

Will man hier jetzt eine richtige Kamera verwenden, funktioniert hier wohl nur eine Festbrennweite. Nimmt man eine digitale Spiegelreflex halt entsprechend 50 mm, zum Beispiel. Auch hier sollte man das Geschehen hinten auf dem Bildschirm sehen können VOR dem Bild machen.
Ich denke aber, dass der Perspektivensucher dann mit der Zeit recht schwer werden dürfte. Schließlich ist (und hat) eine große Kamera ein ganz anderes Gewicht als ein Mobiltelefon.

Und mensch muss sich Gedanken machen, wie man die Kamera auslösen kann.
Wenn Bluetooth geht, wäre vielleicht ein Fernauslöser möglich. Oder ein Drahtauslöser, denn man mit/am Griff befestigt. Dieser Griff wäre in diesem Fall wohl ein kleines Stativ.

Es soll wohl auch Drahtauslöser geben, die man um den normalen Auslöser der Kamera mit einem Band befestigt. Drückt mensch dann den Auslöserknopf an diesem Fern- oder Drahtauslöser, wird der Auslöser der Kamera mechanisch gedrückt. Dies könnte ich mir für eine kleine Kompaktkamera vorstellen. Der bzw. die Vorteile dieser Bauweise wären:
– nicht so schwer wie eine Spiegelreflex-Kamera
– benötigt nicht so viel Energie wie ein Mobiltelefon
– vielleicht auch Qualität der Bilder , die besser sein könnten/dürften als manches Mobiltelefon.

Auch hier wäre der Griff zum Halten ein Ministativ.

Ja… das wäre es jetzt zu meinem Perspektivensucher + meiner Rolle. Das Schöne eigentlich war: Alle wussten, was ich da mache und was das ist.
„Aha – Du hast es getarnt.“ (Ja – hatte ich. Weil nämlich keine Handys und Fotoapparate zum Fotografieren sichtbar erwünscht waren.)
Doch weil alle wussten, was das ist und was ich da mache und es zu meiner Rolle gepasst hat, haben viele mir gerne beim Perspektiven suchen geholfen. :oD