Die Werkstatt ist rum… und ich habe mich soweit wieder erholt, das Knie oder Rücken oder Hintern nicht mehr weh tun.
Dann kann ich ja jetzt was dazu schreiben.
Ich bin letzte Woche seit langem wieder mit einer gewissen Vorfreude nach Meiningen gefahren. Ich bin sogar tatsächlich mal früher weggefahren, als ich das selbst von mir gedacht habe. Meistens starte ich eher eine Viertelstunde später statt früher. Ausnahmen…
Entsprechend hatte ich es auf der Fahrt dorthin nicht gar so eilig und musste nicht auf Teufel komm raus die 2 Lkw vor mir überholen. Anders als die zwei Kolonnenspringer, die es wohl wirklich, WIRKLICH eilig hatten. Doch als sich mir die Gelegenheit geboten hat, da habe ich sie auch genutzt. Ich hab‘ halt nur gern genug Sicht nach vorne – und Platz zum Wiedereinscheren.
In der Rhön lag tatsächlich oben noch Schnee, sprich auf der Wasserkuppe und dem Kreuzberg. Doch fast Ende März halt nur noch oben, und die Straßen waren frei.
In Meiningen angekommen, nahm ich erst mal meinen Teilnehmerbutton und die Parkmarke in Empfang und habe dann gleich mein Auto an dem üblichen Ort abgestellt, um von dort aus mein Gepäck zur VHS zu tragen. Dort habe ich mir direkt ein Plätzchen in einem Zimmer gesucht, in dem ich schon öfters ge-matrazenlagert habe. In dem Zimmer hatten sich bereits 2 Mädels ausgebreitet, aber in einer Ecke war noch ein Plätzchen für mich, meine Isomatte und meinen Schlafsack frei, das ich direkt in Beschlag genommen habe. Und was soll ich sagen – wir blieben auch die einzigen 3 Schläfer in dem Zimmer. Wie praktisch.
Dann hieß es, Zeit bis zur Begrüßung rumbringen. Die nutzte ich u.a., um mir umme Ecke beim dm noch schnell mal ne Handcreme zu holen, da meine Haut auf den Handrücken einfach nur trocken war.
Und um einigen Leuten „Hallo.“ zu sagen, die ich von einigen bis vielen Werkstätten vorher schon kannte. Auch wenn viele „alte“ Teilnehmer gar nicht da waren. Niemand aus Kassel, keine Wiesbadener, anscheinend nur 2 Schlüchterner, ich alleine aus dem Rhein-Main-Gebiet…
Dafür stand ich gerade im Anmeldebereich, als ich ein bekanntes Gesicht gesehen habe und wusste: „Die Münchner sind da.“ Auch wenn das bekannte Gesicht das einzige Gesicht war, das ich kannte. Doch wenn es in einer Gruppe auftaucht, muss der Rest der Gruppe ergo auch aus München sein. Was tatsächlich zutraf.
Der große Saal der VHS war zur Begrüßung allerdings dieses Mal ziemlich leer. Im Vergleich zu anderen Jahren, wo man kaum noch einen Platz gefunden hat, gab es dieses Jahr viel freien Boden.
Wir wurden von der Organisation begrüßt, auf Ansprechpartner hingewiesen – und die Regeln des Hauses wurden uns dieses Jahr anschaulich von den „kleinen“ Tohus szenisch nähergebracht. Vor allem das Thema Müll war schon witzig.
Das ist eine Süßigkeiten Umverpackung. – Eine was?
Eine Süßigkeiten Umverpackung. – Eine was?
Eine Süßigkeiten Umverpackung! – Ach, ne Verpackung.
Das ist ne Verpackung…
Vielleicht war die ganze Sache einen Tick zu lang. Und natürlich hatte ich am nächsten Tag schon wieder vergessen, was nochmal wo reingehört. So wie einige andere auch, die doch wieder Joghurtbecher in die Essensreste geschmissen haben. Und meine weichen Kontaktlinsen wurden gar nicht berücksichtigt. Die habe ich dann halt im Restmüll entsorgt.
Vor der Einteilung in die Gruppen wurden noch ein paar Sortierspielchen gemacht
(Berlin oder Meiningen? <Berlin>, Einhörner oder Drachen? <ganz klar Drachen!>),
bis wir uns in unsere Gruppen sortiert haben. Nach dem Teilnehmerlistenabgleich und Unterschreiben der Bedingungen ging es los, die Sachen holen und dann auf in die Sporthalle. Die endlich einen Kunststoffboden erhalten hat – endlich keine Holzsplittergefahr mehr für die Füße. Oder den Rest des Körpers, mit welchem wir uns freitags hauptsächlich auf dem Boden herumgerollt und -gewälzt haben.
Schöner Abschluss des Freitags war dann ein Durchgang „Authentic Movement“ – 20 Minuten mit geschlossenen Augen im Raum bewegen und/oder einfach nur aufhalten.
Dafür gab es nur 3 Regeln:
1) Die Augen geschlossen halten.
2) Nicht den eigenen Namen oder den anderer sagen. Ansonsten waren auch Geräusche erlaubt. Und
3) Nichts planen, sondern einfach den eigenen Impulsen folgen.
Sollte jemand einfach nur liegen bleiben und vielleicht gar einschlafen, wäre das auch in Ordnung gewesen. Die einzige Person, die ihre Augen offen hatte, war unsere Dozentin, die so auch als Sicherheitsaufsicht über uns gewacht hat.
Ich war erstaunt, wie weit ich mich doch durch den Raum bewegt habe.
Abends gab es eine Aufführung einer Schultheatergruppe über einen Ritter, der der Beste der Besten sein wollte – und deshalb sein Herz und seine Liebe verspielt hat.
Danach saßen wir in einer Gruppe noch so gemütlich zusammen, dass das Kernstück der Gruppe nicht mal Lust hatte, in den Keller zu Spiel, Spaß und Tanz zu gehen. Auch wenn das Beste des Abends leider erst kam, als ich schon in meinem Schlafsack lag.
Samstags nach dem Frühstück gab es dieses Jahr das erste Mal ein Morgen-Treffen für alle. Falls noch Fragen aufgetaucht sein sollten… und zu einem kleinen Gemeinschafts-Warm-Up: Einen Partner in der herumwuselnden Menge finden und fangen. Und dann anders herum.
Das Spiel hat schön belebt.
Anschließend ging es wieder in die Sporthalle, mit kleinen Änderungen in der/den Gruppen. Begonnen haben wir dann direkt so, wie wir am Freitag aufgehört haben. Dieses Mal war der Geräusch-Teppich konstanter. Und einer von uns lag zum Schluss hinter der einen Sprossenwand und hat sich kaputt gelacht. Danach gab es wieder Erzählungen und Übungen…
Bis dann der Werkstattfotograf einen zweiten Versuch gemacht und geklingelt hat, worauf ich ihm dieses Mal geöffnet und ihn in die Halle gelassen habe. (Beim ersten Mal hatten ja alle wieder die Augen zu – da waren wir noch mitten in den 20 Minuten „Authentic Movement“ waren. Und nach der Übung war keiner mehr vor der Tür.) Darauf haben wir für ihn zum Vormittagsabschluss noch mal „Evolution 5“ gemacht. In bestimmten Evolutionsstufen eine bestimmte Strecke durch den Raum bewegen.
Evolution 1: Nur und ständig am Boden, flach, rollen und drehen.
Evolution 2: Kopf und Oberkörper dürfen angehoben werden.
Evolution 3: Man darf sich auf Hände und Füße begeben – also auf alle viere.
Evolution 4: Aufstehen, stehen – auch auf den Händen, aber immer den Bodenkontakt halten
Evolution 5: Es darf gehüpft und gesprungen werden.
Eine Evolution kommt nach der anderen, über immer die gleiche Strecke.
Das bringt einen auch ins Schnaufen.
Irgendwann waren wir dran mit Essen, dann ging es recht flott wieder zurück. Danach noch irgendwann Kaffee und Kuchen… Und zum Tagesende halt Abendessen.
Bis dahin hatten wir tagsüber mit und an Gesten gearbeitet. Auch Paar- und Gruppenweise.
Wir hatten lokale Performances, an verschiedenen Stellen in der kompletten Halle: In der Männerumkleide, im Sportgeräteraum, an der Sprossenwand und an den Stangen.
Wir haben eine Art „Stille Post“ als Bewegungssache gemacht. Einer (Nr. 1) fängt an sich zu bewegen. Nr. 2 greift dessen Bewegung auf und variiert sie, bzw. lässt sich dadurch zu seiner Bewegung inspirieren. Nr. 3 dann von Nr. 2 usw.
Bleibt Nr. 1 stehen, zieht sich der Halt durch alle Nachfolgenden. Macht Nr. 1 dann wieder weiter – dito.
Wir haben mit Druck, Gegendruck und Ankerpunkten gearbeitet., paar- und gruppenweise.
Wir sind auf- und übereinander gerollt und abgerollt.
Wir haben auf vielfältige Art und Weise unsere Knie, Hüften, Hüftknochen, Sitzknochen, Arme und Beine dazu gebracht, uns zu schmerzen.
Einige haben sich blaue Flecken geholt – ich vermute, mein Speck hat das verhindert. Mir taten zwar die Knie weh, wenn ich mich auf alle Viere niedergelassen habe. Noch mehr, wenn der Größte unserer Gruppe dann über mich gerollt ist. Aber ich habe nicht gesehen, dass sie blau geworden wären. Aber etwas geschwollen waren sie wohl schon. Und… au.
Aber – ich will das hier noch mal in aller Deutlichkeit betonen: Nicht nur mir taten die Knochen weh. Auch dem „jungen Gemüse“.
Unsere Gruppe war altersmäßig gut beisammen. Die meisten wohl bis 20, ein paar zwischen 20 und 30 und mit mir noch jemand über 30 – von unserer Dozentin abgesehen. Und wir haben uns gut verstanden. Mit ein paar der Leuten aus der Gruppe war ich tatsächlich auch schon in anderen Workshops vor Jahren gewesen. Im Kampfworkshop 2012 mit 2, und im anleitenden 2013 auch mit einer.
Also tatsächlich nicht nur neue Gesichter.
Samstags abends haben uns dann die Münchner aufgespielt. Ein Stück nach einem alten Stummfilmklassiker, „Das Cabinet des Dr. Caligari“. Es war interessant.
Und danach saßen wir wieder gemütlich zusammen. Und das Thema des Vorabends wurde wieder aufgegriffen, welches ich verpasst hatte, von dem mir aber schon berichtet worden war:
M – Der sinnliche Mann !
Oder wie es dann während das Wochenendes bei uns oft hieß:
Mmmmmmmmmmmm…
Ein wichtiger Ratgeber aus den 80ern für den Mann.
Mit so wichtigen Themen wie:
„Über den Berg kommen – Sex in der Schwangerschaft“.
Oder „Tun Sie’s oder tun Sie’s nicht – Vor- und Nachteile der Masturbation“.
Bei diesem Buch handelte es sich um ein Fundstück aus einem Koffer, der in der VHS auslag, und auf dem „Zu verschenken“ stand. Andere hatten da ein Buch über Partnermassagen gefunden.
Unsere Meininger haben sich schon gefragt, wer wohl solche Bücher dort hineingetan hat… oder war es vielleicht ein obskurer VHS-Kurs, der nicht mehr zustande kam? Wir haben auf jeden Fall viel, laut und herzlich gelacht.
Als ich mich dann um 2 Uhr zu meinem Schlafsack aufgemacht habe, kamen meine Zimmergenossinnen auch kurz nach mir. Und ich war so müde – oder kaputt? – dass ich nicht mehr mitbekommen habe, wie das Mädel, welches noch mal ins Bad gegangen war, wieder zurück ins Zimmer kam. Mein Licht war vor dem Licht des Zimmers… 8… 9… 10. AUS!
Dafür war ich am Sonntag früh als erster im Zimmer wach. Zum Morgentreffen nach dem Frühstück hatten sich die Reihen jedoch ziemlich gelichtet. Den Vormittag in der Gruppe haben wir dann zur Vorbereitung unserer Präsentation genutzt: 3 unserer Gesten-Paar und Gruppenszenen, über die Hinwegevolutioniert wurde… dann gab es Standbilder und zum Schluss Bewegungs-Stille-Post.
Es lief gut.
Das Buch fand zum Schluss auch noch eine Erwähnung, dann kam das Video der Videogruppe… und das war es gewesen.
Bevor es ans Aufräumen ging, habe ich erst mein Auto wieder an die VHS geholt, um danach noch etwas zu helfen. Irgendwann bin ich nach einigen Verabschiedungen dann auch nach Hause gestartet. Dort bin ich auch gut angekommen – und da habe ich dann auch direkt die Gelegenheit genutzt, meine schmerzenden Knochen auf die Couch zu pflanzen. ;o)
Es war eine gute Werkstatt. Auch wenn in keiner davor so viel von Bekannten auf mein Alter angespielt worden ist. Doch ich seh das so: Solange es mir nichts ausmacht, mit der Isomatte im Schlafsack auf dem Boden zu schlafen, solange kann ich auch anstrengende Workshops machen. Ohne, das ich von meinen ganzen Bekannten als „alter Mann“ oder noch schlimmer „armer alter Mann“ bezeichnet werde. Aber wenn sie sonst nichts zu tun haben… ;o)
Nächstes Jahr ist dann also die 25.!
Bis jetzt kollidiert der geplante Termin dafür nicht mit Bad Homburg und meinem Drehleier-Workshop dort. Ich hätte ja Lust, nächstes Jahr da was mit der Leier zu machen… hm.
Aber es ist ja auch die Frage: Was gibt es nächstes Jahr?
Und was davon habe ich noch NICHT gemacht…
Lassen wir uns überraschen.