Meine Hausaufgabe für Shadowrun hatte ich ja bereits abgeliefert. Jetzt fehlte nur noch mein Charakter, den ich in Zukunft spielen möchte. Den haben Banane und ich jetzt zusammen gebaut. Banane hat dafür auf Lebensmodule zurückgegriffen, die dann – je nach Modul – Werte für Eigenschaften, Kenntnisse und Fertigkeiten generieren. Nur mal das Beispiel, welches mir die Banane genannt hat: Sollte ich als Herkunft „Waisenkind“ auswählen, bekomme ich 3 Kenntnisspunkte für „Jugendamt“. Ich weiß ja dann, wie der Hase im Jugendamt läuft. Zumindest besser, als jemand, der eine andere Herkunft und Eltern hat.
So wählt mensch sich nach und nach durch diese Module hindurch, und hat am Ende einen Charakter mit Spielwerten. Wenn mensch weiß, in welche Richtung sein Charakter gehen soll, kann dieser dann in die entsprechende Richtung des Charakters aufgebaut werden.
Ich denke, wenn ich einen auf Schläger und später Straßensamurai machen wollte, würden mir verschiedene Gangs dabei helfen. ;o)
Aber das war eh nicht meine Wunschausrichtung. Mich zieht es dieses Mal mehr in die technische Richtung. Nämlich auf den Karrierepfad eines Riggers.
Was das ist?
Vielleicht wird das klar, wenn ich jetzt aus den getroffenen Entscheidungen meiner Herkunft und des Lebens bisher einen Hintergrundbericht baue.
Ich stelle nun also vor:
Ragnar Mayer, genannt „Rotor“:
Ragnar Mayer ist ein Kind der Konzerne. Genauer gesagt: des Yamato-Schmitz-Konzerns, welcher in Groß-Frankfurt eine größere Niederlassung betreibt und dort Elektronik-Bauteile fertigen lässt.
Beide Elternteile – Elea und Thilo Mayer – arbeiten in der Fertigung dieser Elektronikteile als kleine Lichtchen im großen Yamato-Schmitz-Konzerns. Schließlich musste ja auch irgendjemand die Bauteile zusammenlöten. So sind seine Eltern zwar Konzernmitarbeiter, aber an der niedrigsten Stelle, welche man nur haben kann.
Immerhin – als Konzernmitarbeiter erhielten seine Eltern die Möglichkeit, die konzerneigene Kinderkrippe und Kindergarten zur Betreuung von Ragnar zu nutzen. (Für den Konzern war es einfach günstiger, ein paar zusätzliche Betreuer/innen zu bezahlen. So konnten alle Eltern nämlich schneller wieder an ihre betreffenden Stellen zurückkehren, um dort wieder voll zu arbeiten.)
Ragnar kam also in den Genuss des Konzernkindergartens. Dort wurde Dmitri Grassow ein guter Freund von ihm.
Ragnars Eltern sind beide gebürtige ADL-Einwohner. Auch wenn sie ein Faible für die nordischen Länder haben. Diesem Faible verdankte Ragnar auch seinen Vornamen.
Dmitris Eltern dagegen stammten aus der Russichen Republik, von der es sie nach Groß-Frankfurt verschlagen hatte. Allerdings einige Hierarchie-Stufen höher als Ragnars Eltern. Doch das war den Jungs egal.
So kam Ragnar in jungen Jahren zu seinen ersten russischen Sprachkenntnissen.
Auch die Grundschule besuchten Ragnar und Dmitri noch zusammen, bevor sich danach der hierarchische Unterschied bemerkbar machte. Denn während Ragnar auf eine öffentliche Schule ging, musste Dmitri auf eine Privatschule für Kinder höhergestellter Konzernmitarbeiter wechseln. So verloren sie sich aus den Augen, und die russischen Kenntnisse wurden nicht mehr benötigt und blieben nur noch in rudimentären Grundsätzen in Ragnars Hirn haften.
Interessierten sich Dmitri und Ragnar in ihren Grundschuljahren für die ADL (Allianz Deutscher Länder) und ihrer Geschichte, richtete sich Ragnars Interesse, seitdem er alleine zur Schule gehen musste, auf Luftfahrzeuge und ihre Technik. Ein Lehrer hatte mal eine handtellergroße Drohne in den Unterricht mitgebracht, um ein paar Sachen zu demonstrieren. Ab diesem Zeitpunkt wollte er alles über Drohnen und das Fliegen derselben wissen und lernen. Als Ausgleich für stundenlanges in-den-Schülerwerkstätten-stehen, entdeckte er das Klettern für sich, welches in der weiterführenden Schule als Wahlpflichtfach angeboten wurde. Jedoch am liebsten hielt er sich in den Schülerwerkstätten auf, und versuchte dort, seine erste Drohne selbst zu Bauen und zum Fliegen zu bringen. Dies brachte ihm auch seinen Spitznamen „Rotor“ ein, weil er immer und ständig an Rotoren herumfeilte und -baute und praktisch nie ohne einen solchen zu finden war.
Diese Begeisterung brachte ihn dazu, an die Berufsfachschule von Yamato-Schmitz zu gehen, um dort Fahrzeug-, Luftfahrt- und Seefahrtmechanik zu lernen. Es gab zwar auch einen Kurs Industriemechanik, aber die fand Ragnar eher langweilig.
Er beschäftigte sich hauptsächlich mit Aeronautik, damit er irgendwann in der Zukunft seine komplett eigene Drohne würde bauen können. Das Handwerkszeug dazu bekam er in seiner Maschinenbauklasse beigebracht. Des Weiteren belegte er noch das Wahlfach „Japanisch“, weil er vermutete, dass ihn dies in einer japanischen Firma vielleicht etwas weiterhelfen würde.
Als er seinen Abschluss machte, wurde er anschließend von Yamato-Schmitz als Security-Rigger eingestellt. Allerdings durfte er dort bei seiner Arbeit nur auf einer Standard-Riggerkonsole mit externem VR-Headset arbeiten, statt ein ordentliches Cyberware-Upgrade zu erhalten und endlich das Fliegen mit allen Sinnen zu erleben. Und dies trotz mehrmaliger Anfragen Ragnars nach einem Upgrade.
Darum entschloss er sich, den Konzern zu verlassen. Er würde es schon selbst zu einem richtigen Rigger-Cyberware-Upgrade bringen. Solange würde er seine ¥ halt auf dem freien Markt verdienen.
Seine Eltern waren über diesen Entschluss nicht sehr begeistert.
Doch Ragnar brach nicht alle Brücken zum Konzern ab. Denn bei der Arbeit als kleiner Konzern-Sec-Rigger hatte er mit einer jungen Elfin zusammengearbeitet, die tatsächlich seine Leidenschaft für Drohnen aller Art – hauptsächlich aber für die der fliegenden Sorte – teilte. Mit Anuk Juna hatte er manche Stunden zusammen an den Konsolen gesessen und fast noch mehr über Drohnen gefachsimpelt.
Diese Connection war sein Fenster zu den aktuellsten Drohnentechnologien, auf die Konzerne momentan zugreifen konnten. Anuk hielt ihn da bei ihren gelegentlichen Treffen immer bestens informiert. Da konnte er mit seiner eigenen Lockheed Optic-X2 zwar nicht ganz mithalten, aber zumindest wissenstechnisch war er auf dem neuesten Stand.
Jetzt würde Ragnar also sehen, was Groß-Frankfurt für ihn bereithalten würde.
Am liebsten natürlich durch die Sensoren seiner Drohnen. Denn wenn er sein Upgrade endlich geschafft hatte, würde er es bei einer Drohne alleine nicht bewenden lassen.