Tanz + Theater / Theater + Tanz

 

Ich habe letztens das Video eines Präsentationszusammenschnittes einer Berliner Tanzschule gesehen.
Also, keiner Tanzschule, in die man als Jugendlicher geht, um Standardtänze zu lernen…
machen Jugendliche das eigentlich heutzutage noch?
Nun, in diesem Falle meine ich eine Schule für Tänzer.
So brotlose Kunst und so. ;o)

Ich fand das, was ich da in den 3 Minuten gesehen habe, durchaus faszinierend. Wenn ein*e Tänzer*in in vollem Lauf angestürmt kommt, das Gegenüber anspringt und sich dann um dieses zusammenrollt und oben hält – während das Gegenüber nicht nur stehenbleibt, sondern dabei ganz leicht und mühelos dabei aussieht… Und das mehrmals, in verschiedenen Varianten… Wow.

Das sollte ich mal machen. Alleine durch meine Masse würde ich mein Gegenüber umhauen. Abgesehen davon, dass ich mich bestimmt nicht am Bauch oder wo auch immer halten könnte, sondern runterrutschen würde wie ein Ring, den mensch über einen Stab geworfen hat. ;o)

Nachdem ich das Video gesehen hatte, musste ich an die Erarbeitung einer Szenencollage denken, an der ich vor gut 30 Jahren *sfz* teilgenommen habe. Das erste eigene, selbstentworfene Stück unserer Theatergruppe damals:

„GØTTERSPIELE“

Eine Collage mit Spielszenen, Musikszenen, Kaspertheater mit lebenden Kasperlpuppen *G*…
Im Szenenfindungsprozess hatten wir u.a. auch das Lied „Room 101“ von Eurythmics, zu dem wir improvisiert haben.

Und daran musste ich also denken, nachdem ich das Video gesehen hatte, denn ich habe mich gefragt, wie wohl so ein Tanzstück erarbeitet wird, und was da so dahinterstecken mag?

Denn als wir unserer Theatergruppe das erste Mal gezeigt haben, was wir zu der Musik gemacht haben, kam als erste direkte Frage unserer Teamer
„Und was ist da der Sinn?“
Den hatten wir (noch) nicht, sondern einfach nur den Gedanken, wie wir uns zu dieser Musik zu bewegen haben/bewegen wollten. Das war dann lange Zeit ein Streitpunkt zwischen uns und den Teamern:
„Diese Szene kommt so nicht auf die Bühne, solange da kein Sinn dahinter ist.“

Wie ist das beim Tanzen?

Klar, es gibt Bilder, die entstehen und gebaut werden. Also wird hinter allem auch ein Sinn stehen, auch wenn man ihn als Zuschauer nicht direkt erkennen kann. Denke ich.

Aber wie ist es dann, wenn eine*r eine Solotanzsequenz hat: Da wird wohl kaum festgelegt, wie jede einzelne Bewegung auszusehen hat? Ich denke, da läuft viel spontan. So dass sicherlich nicht jede Aufführung genau gleich aussehen wird. Oder doch nicht?
Außerdem: wird jede Bewegung bis aufs i-Tüpfelchen begründet?
Das kann ich mir nicht vorstellen.

Wir haben einmal – zu Spiel-Wut-Zeiten, vor bald 10 Jahren – etwas entworfen, mit dem wir Werbung machen wollten. Quasi eine Art Straßentheater, nur mit + zu Musik.
Wir haben da unsere Szenen auch nicht nach einem großen „Sinn“ entworfen. Gut, wir haben für jede Szene einen Sinn für uns darinnen gehabt, doch hauptsächlich haben wir uns Musik herausgesucht; überlegt, was wir dazu machen können und warum… und dann war die nächste Überlegung: Was für Musik jetzt + wie machen wir den Übergang…?

Damit sind wir dann letztlich nicht auf die Straße, weil wir uns nicht so recht getraut haben:
Wie ist das mit Straßentheater und Musik aus der Konserve? Rechte? Darf man überhaupt einfach irgendwo einen Rekorder hinstellen und etwas machen?
Das war uns alles zu ungewiss.
Wir haben es dann aber wenigstens einmal in Meiningen während der Theaterwerkstatt 2011 gemacht. So samstags abends, als offiziellen Programmpunkt. Weil das Thema dieser Werkstatt gut zu Straßentheater gepasst hat. Deswegen war mein Gedanke:
Lasst es uns wenigstens da mal machen.

Also haben wir alles wieder aufgefrischt: Was + wie… Ich musste die Musik wieder zusammenfinden + brennen… Und haben es als etwas von Spiel-Wut offiziell angemeldet.
Da die Drachenechse zu dem Zeitpunkt gerade in München auf der Schule war, haben wir dann den Samstagabend als letzte Probegelegenheit genutzt, während alle anderen beim Abendessen saßen. Und nach dem Abendessen haben wir es vorgespielt.

Der Saal in der VHS Meiningen hat auf einer Seite eine kleine, etwas erhöhte, Bühne, auf der während der Werkstätten geprobt und auch Stücke gespielt werden. Wir waren – meines Wissens – die ersten, die es nicht so gemacht haben.
Da wir diese Sache als Straßentheater gedacht hatten, war es so angelegt, dass wir in alle Richtungen gespielt haben. Deswegen haben wir uns von den Meiningern ein großes Seil aus deren Fundus geliehen und haben damit mitten im Saal einen Kreis und damit unsere Spielfläche gelegt. Dort hinein haben wir uns gesetzt, als dann alle Werkstattteilnehmer hochgekommen sind, um sich darum herum zu setzen. Als alle da waren, habe ich noch kurz etwas zur Begrüßung gesagt + dann die CD angeschmissen.

Und es lief.

Lief richtig gut.

Auch ohne allumfassenden Sinn. ;o)
Die Rückmeldungen waren sehr positiv. Ein Mitspieler war über die Reaktion auf eine Passage… nicht so ganz gefasst. Dabei war sie schon durchaus so von uns provoziert. Doch das er dann wirklich ausgepfiffen + -gebuht wurde, daran hatte er kurz zu knabbern. :oD
Ach ja… natürlich wurde diese Präsentation nicht mitdokumentiert. So habe ich nur irgendwo noch die CD mit der Musik herumfliegen.
Sollte sie zumindest. Seitdem bin ich nicht umgezogen. ^^

Bei dieser Präsentation haben wir einige Sachen strikt choreografiert, andere waren spontaner. Ich kann mir vorstellen, dass dies bei einer Tanzperformance so ähnlich sein dürfte. Manche Sequenzen sind strikt choreografiert, alleine schon aus Gründen der Symmetrie; andere haben Platz für Improvisationen. Und vielleicht gibt es auch irgendwo einen Sinn dahinter, der ab und zu aufblitzt. Vielleicht aber auch nicht.

Vielleicht werden im Laufe des Unterrichts auch einfach „nur“ verschiedenste Übungen und Szenen erarbeitet, welche dann in so einer Performance teilweise präsentiert werden. Wie z.B. jemanden mit vollem Schwung anspringen und sich um dessen Bauch zu wickeln, ohne das mensch herunterrutscht oder der andere umfällt.

Wie bei einer normalen Werkstattpräsentation auch.

Ich habe keine Ahnung, musste aber jetzt mal darüber nachdenken. Wie es halt so ist.

Weiß jemand mehr? 😉

 

 

„Was Besseres als den Tod finden wir überall“

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Inzwischen ist nun auch der Juni Geschichte. Und ich sollte endlich mal von meiner kleinen Stippvisite in Bremen berichten.

Wem der Satz der Überschrift bekannt vorkommt, der findet die Erleuchtung bei den „Bremer Stadtmusikanten“ der Brüder Grimm.  ;o)

Der Grund für meine Fahrt war der Besuch einer Freundin, die in Ottersberg studiert und von ihrem Studium aus am Montag, den 20. Juni, eine Präsentation ihres Studiengangs hatte. Dialoge.

Da sie mich zu dieser Präsentation eingeladen hatte… und tatsächlich am Montag mein Samstag war… hab‘ ich die Gelegenheit endlich beim Schopfe ergriffen.

Also bin ich sonntags nach der Arbeit erst noch Tanken gewesen; dann heim, um die Monster zu füttern und mich danach dann fertig zu machen. Wie erwartet bin ich mal wieder eine halbe Stunde später losgekommen als gedacht. Also statt 16 Uhr war’s kurz nach halb 5. Durchgekommen bin ich prima. Bedeutet, gelandet bin ich kurz vor 9.

Auf der Fahrt hatte ich die Gelegenheit, mal wieder über den Schreibwettbewerb nachzudenken. Und eine neue Idee zu entwickeln.
Doch das ist eine andere Geschichte für den Blog.
Vielleicht.

Weiter mit Bremen.

Dank der App auf meinem Tablet bin ich also gut angekommen und hatte um diese Uhrzeit auch noch das Glück, einen Parkplatz in der Nähe zu finden.
Dann ging’s zur richtigen Adresse… Treppensteigen… und ich war da.

Dort haben wir dann noch gefühlte Ewigkeiten zusammen in der Küche gesessen und geratscht. Und ich konnte mein Coppelius-Oper-Mitbringsel übergeben. Es hat gepasst. Puh. ;o)
Während des Abends wurde auch der nächste Tag geplant – wobei sie dann auf ’ne Vorlesung verzichten wollte (und hat), um mir ein wenig Bremen zu zeigen.

Als erste vorweg: Ich mag Bremen.

P1040840Ich war das erste Mal 1997 oder 1998 für ’ne Nacht und einen Morgen da… und da hat es mir direkt gefallen.

Als ich 99/00 überlegt habe, dass ich gerne mal aus Hanau wegkommen wollen möchten würde (oder so ^^), war Bremen im Gedanken die Stadt, die mich gereizt hat. Gut, nach Bremen hat es mich dann nicht hin verschlagen, aber der Gedanke zählt schon mal. 2005/2006 war ich mit meiner Drachenechse zu einem Tagesausflug dort, von Greetsiel aus. Und da hat mir die Stadt immer noch gefallen.

Und dieses Mal war ich jetzt mit einer Person unterwegs, die mir auch mal etwas über die Geschichte erzählen konnte.
Gut, eigentlich ist meine Gastgeberin aus München. Was sollte sie einem da über Bremen erzählen können?

Viel.

Schließlich ist ihr Job in Bremen zum Geldverdienen jetzt Nachtwächter-Führungen. Und diese Führungen leben ja von Erzählungen und Geschichte. 😀

So sind wir also vormittags erst mal in ein kleines Café zum Frühstücken gegangen. Cafe Frida, mit einem süßen kleinen Hinterhof.

Ach, überhaupt die Straßen von Bremen…

Diese kleinen Seitenstraßen mit diesen Häusern, einfach klasse. Wie eng diese Straßen sind, kommt in dem Bild gar nicht so rüber. Aber die Häuser. Toll.

Doch wir waren beim Frühstück.

Danach ging’s mit der Straßenbahn in die Innenstadt. Und da wurde mir die Schnoor gezeigt.
WIRKLICH kleine Gässchen!P1040843
An einer Stelle habe ich nicht gedacht, dass man da wirklich durchlaufen kann.
Beeindruckend. Sehr!

Wir waren im Dom, wo ich tolle Namen für Geschichten entdeckt habe.
Mein größtes Problem beim Geschichten schreiben, wie ich finde: Gute Namen.
Und auf Gedenksteinen gab es einige. 🙂

Wir haben die Stadtmusikanten besucht.P1040855

Selbstverständlich.

Hallo?!

Sonst hätte ich ja nicht hinfahren müssen. ;o)

Meine Stadtführerin lieferte mir auch die Erklärung für die glänzenden Stellen an der Statue.

Wer sich etwas wünscht und dabei gleichzeitig die beiden Vorderbeine des Esels umfasst, dessen Wunsch soll in Erfüllung gehen. Doch weil Touris keine Ahnung haben, deswegen wird auch das Maul des Esels angefasst. Und die Hinterbeine.

Touris eben.
Viel hilft viel.

Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, es mal auszuprobieren, es dann aber gelassen. Weniger, weil ich wunschlos glücklich gewesen wäre, als vielmehr, dass ich mich nicht für einen meiner 2-3 Wünsche entscheiden konnte. Dann lieber gar keinen.

Zurückgefahren sind wir dann mit einem Bus vom Hauptbahnhof aus. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es nach Ottersberg zur Hochschule.

Dort habe ich erst mal eine Führung um das alte Hauptgebäude herum erhalten. Nach hinten raus ist man direkt in der Natur. Richtig klasse.

Während nun die Studenten sich vorbereitet haben, bin ich noch ein wenig spazieren gegangen. Einmal die Hauptstraße weiter runter bis zu einem Kreisverkehr, dann wieder zurück. Ottersberg mag ja klein sein, aber einen Künstlerbedarf gibt es dann doch. Da erkennt man, wie sehr die Hochschule dort schon verwurzelt ist. Auf dem Rückweg habe ich mir noch ein Eis gegönnt. Und dann hieß es warten. Die Wartezeit konnte ich noch nutzen, mein Auto umzuparken. Und die Augen kurz zuzumachen.

Irgendwann ging es dann in die Aula. Und die Präsentation begann.

Dialoge.

Mit Texten/Szenen u.a. von Horváth, Beckett und Zeller. Auch Filmszenen wurden nachgespielt. Sozusagen. Und Catweazle hatte einen Auftritt. Auch wenn ausgerechnet der Elektrik-Trick nicht funktionierte.

Aber der Abend war toll.

Der zweite Teil hat mir tatsächlich etwas besser gefallen. Auch weil ich da mal so lachen musste. Weil die Begründung, warum jemand noch nie was gestohlen hatte war, das es der Person einfach zu mühsam wäre, das ganze Zeug wegzuschleppen. 😀

Nach der Präsentation ging es dann noch zu ’ner Mitstudentin, den Abend ein bisschen ausklingen lassen.

Der Abend war seit langer Zeit mal wieder die Gelegenheit, Theater kritisch aus Theatermacher-Sicht zu betrachten. Interessant war da, dass ein Teil meiner Gedanken und Beobachtungen auch denen anderer entsprach.

Als es dann wieder zum Schlafplatz ging, war um diese Uhrzeit mit Parkplätzen aber nichts mehr zu wollen. Nach bald 15-20 Minuten rumkurven, haben wir endlich ein Plätzchen für mein Auto gefunden. Hooray!

Am nächsten Morgen sind wir dann früher raus, damit ich meine Gastgeberin noch nach Ottersberg zu ihrem Fahrrad fahren konnte, damit sie rechtzeitig zu ihrer Nachbesprechung kam. Ich bin nach Hause gestartet.

Den einzigen Stau hatte ich noch direkt bei Bremen. Danach ging es ohne Probleme nach Hause.

Um 10 nach 3 war mein Ausflug vorbei.

Ich hätte nichts dagegen, dem mal wieder einen nachfolgen zu lassen.

Ruhig ebenso nach dem Motto der Musikanten:

„Auf nach Bremen.
Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.“