Summ, summ…

Manches passiert – das muss ich direkt festhalten und in meinen Blog setzen. So z.B. mein Besuch bei der Steampunk-Oper von Coppelius.

Manches andere finde ich interessant und blogenswert – das dauert ein paar Tage/Wochen/Monate, bis ich es endlich niedergeschrieben bekomme und auf meinen Blog hochziehe.

Und manches fange ich an zu schreiben – und ich werde nicht damit fertig oder bekomme es nicht vom Buch in den Computer – und dann wird es von etwas Anderem überholt, das passiert… und dann passt es mir nicht mehr.

Dazu habe ich ja auch schon etwas geschrieben. In „Alles hat seine Zeit.“

Dieser Blogfall ist jetzt ein Fall der zweiten Art.
Denn ich hatte ja angekündigt, dass ich einen Freund in der Eifel mit Familie + Bienen besuchen wollte. Und ich bezweifelte zu diesem Zeitpunkt, das ich über diesen Besuch etwas schreiben würde. Es sei denn, das Imkereithema wäre so interessant.

Nun, ich habe mich geirrt. Damit, dass ich über den Besuch nichts schreiben würde. Denn das Thema „Bienen“ war SUPER interessant. Denn mein – ich sag mal Jungimker-Freund, da er jetzt erst ein Jahr imkert – durfte mir mehr zeigen, als er eigentlich wollte.

Ich hatte mit einer Abfahrt zu Hause um 8 Uhr gerechnet und Ankunft gegen 10:30Uhr.
Wie bei mir so üblich, hat sich alles um eine halbe Stunde verzögert.
Abfahrt 8:30 Uhr – Ankunft 11.

Und da hatte ich das Hauptereignis gut um eine halbe Stunde verpasst. Denn…

Mein Freund hatte bis zu diesem Samstag inzwischen 3 Bienenstöcke.
Und an diesem Samstag früh hat dann eines seiner aktivsten Völker beschlossen, zu schwärmen.

Was bedeutet/heißt das?

In einem Bienenstock kann es nur eine Bienenkönigin geben. Wenn in einem Stock eine neue Königin herangezogen wurde, bricht die alte Königin mit der Hälfte des Volkes auf, um eine neue Heimat zu suchen.
Sie schwärmen.

Die Hälfte dieses Volkes waren in diesem Fall etwa 20.000 Bienen, die sich zusammen aufgemacht haben, den Stock zu verlassen.

Auf einmal.

Das bedeutet: Die erste große Schwarmwolke hatte ich verpasst.

Als ich ankam, hatte der Schwarm sich vorerst auf und in einem Busch auf dem Nachbargrundstück niedergelassen und gesammelt, bevor es weiter in die Weltgeschichte gehen sollte. Dieses Nachbargrundstück war der örtliche Kindergarten.

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Zum Glück war Samstag und er geschlossen. Es waren nur 2 Arbeiter da, die den Rasen mähen wollten.
Die haben sich dann erst um andere Bereiche des Außengeländes gekümmert.

Jetzt ging es also darum, den Schwarm einzufangen.
Dies tut man, indem man den Schwarm in ein Behältnis befördert. Obwohl – wichtig ist nur die Königin. Der Rest folgt ihr dann schon. Aber diese Königin aus großen Trauben Bienen in einem Busch herauszufinden ist etwas schwierig. Deshalb versucht man das mit einem möglichst großen Teil des Schwarmes, in der Hoffnung, dass die Königin mit erwischt wird. Wenn das geklappt haben sollte, dann sollten die Schwarmbienen die Möglichkeit haben, zur Königin zu kommen, aber diese keine Möglichkeit, aus dem Behältnis zu entkommen.

Soweit die Theorie – die selbstverständlich auch einem Jungimker bekannt ist. Viele Zusatzinformationen habe ich ja von ihm. Aber wie das mit Theorie + Praxis so ist…
In dem einem Jahr Imkerei hatte er natürlich noch nie einen Schwarm gefangen oder gar fangen müssen. Noch dazu alleine. Denn seine Imkerkollegen mit Erfahrung konnten alle nicht.

Also musste er das alleine durchziehen.

Ohne Hilfe – nur mit neugierigen Zaungästen wie mir und seiner Frau, die ihm natürlich gerne mit guten Ratschlägen zur Seite standen.
Aus der Entfernung.

Beim ersten Fangversuch war nur seine älteste Tochter mit auf der anderen Seite des Zaunes. Auch mit einem Imkerhut geschützt, aber dennoch mit gebührendem Abstand.

Hihi – seine Frau hatte an dem Tag in der Schule geholfen, einen Raum zur Bibliothek zu machen, als die Älteste (11) dort angerufen hat. Das erste, was sie dann von der Tochter gehört hat, war: „Dem Papa geht’s nicht gut.“ Das hat erstmal schlimme Gedanken bei allen geweckt… dabei war es „nur“ die Panik, dass ein Stock schwärmt.

Nun gut.

Sie ist also mit einem Wassersprüher heimgekommen, der für den Fangversuch gebraucht wurde. Und dann ging es los.

Der Imker stieg in seine Schutzkleidung und versuchte, Theorie in die Praxis umzusetzen.

Als erstes benetzte er so viel Volk wie möglich mit dem Wassersprüher um es abzukühlen, dann schüttelte er so viele Bienen wie möglich in einen bereitstehenden großen Eimer, auf den er dann ein Gitter legte, damit die eventuell gefangene Königin nicht wieder entkommen konnte. Sofort bildeten sich an dem Busch wieder Trauben, von denen er noch ein paar in den Behälter beförderte.

Danach wurden die Streifenträgerinnen erst mal wieder in Ruhe gelassen, sodass sie die Gelegenheit haben sollten, sich bei ihrer Königin zu sammeln.

In der Zwischenzeit machte sich der Imker auf den Weg nach Wittlich, um dort einen neuen Kasten für den Schwarm zu besorgen.
Als er wieder da war, brauchte er erst mal einen Kaffee, dann wurden vorgefertigte Wachswaben in Rahmen „geschweißt“, um dem Volk einen ersten Grundstock zu liefern.
Und wie wir da so saßen, wurde es wieder laut.

20.000 Bienen machen einen ganz schönen Krach, wenn sie alle auf einmal herumfliegen.
Summ summ…

Das hört sich aus 15-20 Metern Entfernung an, als stündest du direkt neben einem regen Bienenstock.

Sie hatten wohl langsam genug vom Sich-Sammeln und Erholen und wollten wohl langsam weiter.

Da hat mein Kumpel erstmal geflucht, dass er sich zu viel Zeit gelassen habe und ist schnellstens wieder in alle Klamotten geschlüpft, um zu retten, was noch zu retten war.

Der soweit leere (noch ohne Bienen, aber mit einer ersten Einrichtung versehene) Bienenstock wurde ihm über den Zaun gereicht – und dann ging es wieder ans Nass spritzen und in den Kasten schütteln.
Aus dem Eimer wurden auch noch die dortigen Tierchen in den Kasten geschüttelt… und dann hieß es abwarten.

Es bildeten sich wieder Trauben im Busch, doch längst nicht mehr so große.P1040811

Der Bienenstock wurde mit einem Zurrgurt festgezogen, und dann an den vorbereiteten Platz getragen.
Das musste er natürlich alleine erledigen – und kam auch entsprechend ins Schnaufen und Schwitzen.
Ein Großteil von 20.000 Bienen samt Stock + erste Waben bringt doch etwas an Gewicht zusammen.

Anschließend wurden letzte Trauben wieder in einen Eimer geschüttelt und mit einem Gitter abgedeckt, danach dann neben den neuen Stock gestellt.20160521_143910

Und dann wurde gehofft, dass dieses Mal endlich die Königin mit im Stock gefangen war.

Beim zweiten Versuch schien es tatsächlich endlich geklappt zu haben.

Bis zum Abend waren im Busch immer weniger Bienen zu sehen und ein paar Stunden später hatten sie schon angefangen, die Gebüschreste, die beim Abschütteln mit in den Kasten fielen, aus dem Stock zu befördern.

So waren wir von 11 bis gut 15 Uhr rein mit Bienen beschäftigt.

Ich fand und finde das soo spannend.

Mein Kumpel nicht so.
Der sprach schon davon, dass dies vielleicht seine letzte Imkerhandlung gewesen sein könnte.

Ich denke und hoffe ja, dass er sich jetzt, nach fast 2 Wochen, von dem Schock erholt hat. 😉

Und so werden aus 3 Bienenvölkern 4.

Es wurde dann noch gegrillt und was gespielt… aber gegen das Erlebnis „schwärmen“ kommt es alles nicht so an.

Als Nicht-Imker fand ich das so… aufregend und lebendig, fast in einer Wolken Bienen zu stehen. Dabei komme ich selbst direkt Lust, mich als Imker zu versuchen.
Darüber hatte ich mir noch nie vorher Gedanken gemacht.
Auch das mir bekannte Autoren wie Neil Gaiman zumindest mal geimkert haben oder wie Terry Pratchett zumindest von Bienen fasziniert waren… das kann ich jetzt total nachvollziehen.

Nach dem ersten Schwarm ist alles anders.

Dann würdest du vielleicht am liebsten alles hinschmeißen mit der Imkerei – oder mehr davon haben wollen.

Nun…wenn man keine Vorkehrungen trifft, kann einem das schneller passieren als man denkt.
Was zu beweisen war.

Denn hätte er die alte Königin in der Woche vor dem Schwarm entdeckt und ihr die Flügel gestutzt wie geplant… wäre ihm viel Aufregung erspart geblieben. Und mir dieses tolle Erlebnis…

Darum Danke.

Danke für das tolle Erlebnis.

*schwärm*

2 Antworten zu “Summ, summ…

  1. 2 Jahre später lese ich nun diesen Artikel (ich räume auf 😉 – versäume aber nichts) und hab es mit offenen Mund gelesen.. FANTASTISCH.. lies ihn nochmals nach solanger Zeit und genieß es nochmal! Ist dein Freund eh noch Hobbyimker? hat er noch mehr inzwischen?

    • Schön, dass du auch nach einigen Jahren noch etwas findest, das dir gefällt. ^^
      Ja – er hat noch die Damen im Ringelshirt – wieviele Völker es jetzt sind, weiß ich aber grad nicht. Ist schließlich auch eine Frage des Platzes zum Aufstellen.

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